Alle Artikel mit dem Schlagwort: Gedanken

SUNDAY THOUGHTS: Nachtgraue Klumpen versus Sommernachmittagslebensfreude

Es ist dunkel, da. Da wo sich Sprachlosigkeit und Gelähmtheit treffen, wo Fassungslosigkeit mit hässlichen Hashtags benannt wird in einem lächerlichen Versuch sie greifbar zu machen, da wo große dicke Monster verstohlen durch die Gänsehauthaare streifen, da liegt meine Zornesfalte krumm und da kräuseln sich meine Lippen. Da werden hässliche Schlagschatten in meinem Gesicht vom Haltungsfehler zur Essenz des Bildes, machen aus meinem zarten Lächeln eine hässliche Fratze und treffen es damit auf den Punkt. Eigentlich sollten diese Bilder Sommernachmittagslebensfreude vermitteln, sie waren das spontane Ergebnis eines vollen Tages, einer Salebestellung bei Mango, des 100. Geburtstags von Keds um ehrlich zu sein und einem Bedürfnis nach Sommerblumen – und jetzt fehlt mir jeglicher Antrieb, jegliche Lust euch etwas von Margeriten und Gladiolen zu erzählen, über weiße Sneaker zu schreiben oder meine Lebensfreude in den warmen Monaten. Stattdessen will ich meine Wut und meine Machtlosigkeit und mein Unvermögen mich richtig auszudrücken herausschreien, brülle vor Angst und Erschütterung und Verunsicherung ins Kopfkissen und liege stundenlang schlaflos da, mit einem nachtgrauen Gefühl von Endzeitstimmung im Nacken. Es paaren sich …

Wochenendklicks und ein paar Gedanken: Über Slowmotion Sickness, Völlegefühl, das Glück zu teilen und das Glück in der Ferne

Ich habe gerade eine sehr, sehr merkwürdige Phase. Ich bin absolut rastlos und sehne mich trotzdem danach, heimzukommen. Ich fluche, weil ich mit nichts hinterherkomme – mit meinen Gefühlen nicht und mit den Telefonaten, die ich führen möchte, mit der Planung der nahen und der ferneren Zukunft und mit dem Ausatmen der ganzen Luft, die ich in den letzten Wochen eingesogen habe. Ich habe so viel gemacht und komme nicht mal dazu, euch von all diesen Dingen zu erzählen. Gleichzeitig spüre ich etwas, das eine liebe Freundin letztens als Slowmotion Sickness bezeichnete: So schnell gerade alles rennt und so viel ich erlebe, irgendwie habe ich trotzdem das Gefühl, festzustecken, sobald ich mal kurz innehalte. Ich will immer weiter. Oder? Ob ich vielleicht doch zu viel unterwegs bin, um zu hören was ich eigentlich brauche, das wurde ich letztens gefragt. Ich hörte die Frage nicht zum ersten Mal und konnte sie überzeugt wie eh und je mit Nein, das ist es nicht beantworten. Ob ich vielleicht zu voll bin, um noch mehr aufzunehmen, übersättigt irgendwie, das …

Mein Leben übertreibt – und ich feier es dafür! Aber…

Ja, mein Leben übertreibt. Es spielt Kettenkarussell und Riesenrad, es benimmt sich wie ein Hubschrauber und manchmal auch wie ein Düsenjet. Immer wieder, gerade jetzt zum Beispiel. Und ich finde das großartig. Ich feiere jeden einzelnen Tag meines Nomadendaseins, auch wenn das heißt dass ich selten mehr als zwei Nächte in Folge im selben Bett schlafe. Ich liebe es, dass mich meine beiden Jobs regelmäßig von links nach rechts und wieder zurück wirbeln, ich liebe es, dass ich an freien Tagen mal eben schnell dorthin fahren oder fliegen kann, wo meine Freunde sind und ich liebe es, dass ich durch instagram auch mitbekomme, was bei manchen von ihnen los ist, wenn ich gerade nicht dabei sein kann. Ich liebe es, euch an meinem Leben teilhaben zu lassen und euch jeden Tag wieder zu zeigen, wie sehr ich es genieße. Weil ich momentan tatsächlich weder Zeit noch Muse dafür habe, das hier ausführlich und mit vielen Worten zu tun, eine kleine Übersicht über meine vergangenen zwei Wochen: Nach dem Fuchsbaufestival und ein paar Tagen im Office in …

Unbequeme Fragen fragen: Übers Aufhören.

Wann haben wir eigentlich aufgehört uns zu fragen, wie es geht? Wann fing das an, dass wir plötzlich wussten, wie wir es machen? Nicht mehr nach links und rechts schauten in der Hoffnung, beim Sitznachbarn abschauen zu können oder bei dem Mädchen eine Klasse über uns, sondern einfach machten, machten und darauf vertrauten, dass es so richtig war? Spürt man eigentlich die Erkenntnis, dass es gar nicht wichtig ist, die Dinge so wie die anderen zu machen? Fühlt man diesen Moment? Warum folgt darauf direkt der Gedanke dass es sogar unbedingt besser sei, sie anders zu machen? Fängt da die jugendliche Rebellion an, der Krampf, anders sein zu wollen als alle anderen? [bandcamp width=100% height=42 track=3848072378 size=small bgcol=ffffff linkcol=0687f5] Und wann haben wir aufgehört, Jüngere zu belächeln? Ich meine, als Kind, hat man da nicht über alle gelacht, über die man auch nur einen kleinen Entwicklungsschritt hinaus war? Und jetzt ist da kein Auslachen mehr, oder? Wir halten uns nicht mehr für besser, viel mehr wissen wir, dass wir mal ganz genauso waren, und allerhöchstens …

Hotelzimmergedanken in Kuwait: Übers Reisen, über Freiheit und das grüne Gras auf der anderen Seite

47 Grad Außentemperatur. Das ist einer der wenigen Umstände die mich dazu bringen, in einer fremden Stadt das kühle Hotelzimmer den unbekannten Straßen vorzuziehen. Auch mal nett, ohne schlechtes Gewissen auszuschlafen, auf den Körper zu hören, trotz leckerem Frühstücksbuffet liegen zu bleiben, später die Regendusche voll auszukosten. Ich lasse ein Hörspiel laufen, ruhe die Augen aus. Spontaner Bewegungsdrang führt wenig später aufs Laufband im klimatisierten Gym, nach fünf Kilometern trete ich todesmutig auf die Poolterrasse und stolpre sofort ungläubig zurück ins Kühle: Es ist nicht auszuhalten. Selbst die Berührung von nackter Haut und Zimmerfenster, die mich für gewöhnlich entsetzt zurückschrecken lässt, ist – kuschlig warm. Zurück bei Wasser und frischem Obst auf der Chaiselongue. Der aktuelle Fluter beschäftigt sich mit meinem Lieblingsthema Reisen, die perfekte Lektüre für einen solchen Tag. Warum reisen wir, was erhoffen wir uns davon, was treibt uns dazu an, fremde Länder zu entdecken? Geht das auch in nachhaltig? Eine Handvoll Fragen, die dazu beigetragen hatten dass ich mich vor ein paar Jahren neben Publizistik auch für Kulturanthropologie einschrieb, werden hier unterhaltsam …