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Mittsommer am Südstrand: Das Somersby Midsummer Bulli Festival auf Fehmarn

Lisa Mattis Bulli Festival

Im Vorfeld dreimal überlegen, ob man wirklich fährt. Den Zug erst um 23 Uhr am Vorabend buchen, weil man wirklich nicht weiß, ob das so eine gute Idee ist mit diesem Festival. In der frühmorgendlichen Hektik doch noch den zweiten Schlafsack in den Backpack stopfen – Zwiebelprinzip FTW. Die Wetter-App sagt: Aktuell, also um 6 Uhr morgens, hat es auf Fehmarn 11 Grad. Ich atme noch einmal tief ein, schüttle den Kopf, dann ziehe ich die Wohnungstür hinter mir zu und stapfe los zum Bahnhof.

Erst als ich drei Stunden später die mir bis dahin nur vom Bloggen bekannte Gesa im Zug treffe, werde ich so langsam richtig wach. Zeit für ein kurzes Kennenlernen, für Kaffee, für gegenseitiges Bedenken-Austauschen. Als die Einladung zum Somersby Midsummer Bulli Festival auf Fehmarn kam, waren wir beide entzückt: Entspannte, lichtdurchflutete Sommernachmittage zwischen charmanten Schönheiten mit vier Rädern, Ausflüge an den Sandstrand, Blumenkränze im Haar, Sonnencreme auf der Nase. So hatte ich mir das in etwa vorgestellt. Und jetzt? Unwetterwarnung am Donnerstag, Maximaltemperaturen von 18 Grad. Also doch: Gummistiefel, Winterschlafsack, Daunenjacke. Ist es unser Ernst, dass wir diese zwei Nächte im Zelt verbringen wollen? Scheinbar schon.

Auf zum Somersby Midsummer Bulli Festival auf Fehmarn

Nach neun Stunden mit der Deutschen Bahn steigen wir auf Fehmarn aus dem Zug. Und sehen: Blau. Nicht nur in flüssiger Form, direkt hinter der Düne am Festivalgelände, sondern auch am Himmel. In dessen Mitte: Sonne satt. Ohne Jacke, in Birkenstocks statt Gummistiefeln bauen wir unsere Wurfzelte auf (ein Geschenk des Himmels übrigens im Vergleich zu seinen Vorgängern) und schlendern mit dem ersten Kaltgetränk in der Hand am Strand entlang und übers Festival.

Dort sehen wir eine Vielfalt an Bullis und Bullifahrern, die uns beide überrascht: Von zum perfekten Zweitwohnsitz umgebauten T3s bis hin zu liebevoll restaurierten, stilechten T1-Modellen ist alles dabei unter den rund 900 Bullis, die für dieses Wochenende an die Ostsee gekommen sind, und ich spüre mal wieder die Liebe zu schönen alten Autos in meinen Adern pulsieren.

Die Bullifahrer selbst sind nicht weniger vielseitig. Da gibt es den typischen Eremit, der mit langen Haaren und diversen Festivalaufklebern am Heck alleine unterwegs ist. Das Camping-Pärchen, das aus Stilgründen vom Wohnwagen auf den Bulli umgestiegen ist. Den wohlhabenden Hamburger, der sich einen wunderschönen Bulli für wenige Wochenendausfahrten im Jahr bereithält. Die Jungsclique mit einem Auge fürs Schöne, die regelmäßig mit ihren gepflegten T2s unterwegs ist. Alle haben eins gemeinsam: Sie sind offen, freundlich und sprechen gern über ihre Leidenschaft, nehmen sich in der Regel aber auch nicht zu ernst damit. Sympathisch.

Irre sympathisch sind neben den Bulli-Fahrern und -Enthusiasten übrigens auch Rakede, die sich am Freitagabend auf die kleine Festivalbühne fast schon verirrt zu haben scheinen – und trotzdem so gut wie alle Gäste jeden Alters mitreißen, die weibliche Hälfte spätestens, als Sänger Julian Schmit den Text von Jetzt gehst du weg ob der vielen vor der Bühne tanzenden Kinder spontan altersgerecht umtextet.

Am nächsten Tag lassen wir uns bei der Inselausfahrt mit einem riesigen Konvoi von um die 300 Bullis in einem wunderschönen T1 durch Felder und kleine Ortschaften mitnehmen, strecken die Köpfe aus der Dachluke und winken begeisterten Fehmarnern und Feriengästen grinsend zu. Gerade die älteren Modelle entlocken einfach jedem ein Lächeln. Aus dem Radio singt Campino etwas über Tage wie diese, und irgendwie stimmt gerade alles.

Endless Summer made in Fehmarn

Aber es sind nicht nur die Bullis, die dieses Festival ausmachen. Es sind auch die Menschen, die hier zusammenkommen. Für mich als Meermädchen ist es auch die Strandlage, es sind die guten Vibes und die Sonnenstrahlen, die entgegen aller Prognosen den gesamten Festivalsamstag prägen. Nach einer kalten Nacht sind die Birkenstocks wieder da, die Sonnencreme habe ich doch nicht umsonst eingepackt und wir graben am Strand die Füße in den Sand.

Am Nachmittag des längsten Tags des Jahres wird es Zeit für traditionelle Blumenkränze und für kalten Cider aus dem Hause des Sponsoren; ein paar Stunden später, nach dem Abendessen, wird das Mittsommer-Feuer entzündet, und obwohl ich noch nie besonders viel Wert auf dieses Mittsommer-Ding gelegt habe: Die Stimmung am Feuer ist eine besondere, und das liegt nicht nur daran, dass meine seit der Dämmerung vor Kälte ersteiften Glieder wieder auftauen und das Somersby in meinen Adern wieder flüssiger fließt.

Es ist eine herzliche, eine unbekümmerte und eine entspannte Stimmung. Und am Ende hatten wir also doch zumindest ein Wochenende Sommergefühl, ein Wochenende Tag Strand- und Inselleben auf Fehmarn, ein Wochenende voller spannender Bekanntschaften, neuer Freunde und einer Menge lautem Lachen.

Facts: Das Somersby Midsummer Bulli Festival auf Fehmarn

  • 4 Tage Bullifestival: 800 offizielle Bulli-Stellplätze und 30.000 Besucher!
  • Festivalgelände direkt am Südstrand in Burgtiefe auf Fehmarn – wer keine Lust auf Zelt oder Bulliübernachtung hat, kann sich auch ein Apartment in nächster Nähe mieten.
  • Das erste Bulli Festival fand vergangenes Jahr statt, 2016 wird es zum Mittsommer-Wochenende vom 23. bis 26. Juni wieder soweit sein.
  • Auch wer ohne Bulli kommt kann hier campen – Versorgung und Sanitäranlagen sind 1 A, das Essen ist nicht überteuert wie sonst oft üblich und die Toiletten sind sauberer als in jedem zweiten deutschen Haushalt.
  • Das Rahmenprogramm bietet für jeden etwas – vom Singer/Songwriter über Bulli-Vorstellungen bis hin zum Kinderprogramm ist für alle gesorgt, am besten spielt es sich in jedem Alter aber immer noch am Strand!

Alle Bilder von mir in diesem Post hat Gesa geschossen – vielen Dank dafür!

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