Life of a Flight Attendant
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LIFE OF A FLIGHT ATTENDANT Q&A: Was passiert eigentlich während dem Flug?

Es ist mal wieder soweit – das nächste Q&A steht an! Kaum scheint der Streik vorbei hat mich zwar eine Erkältung erwischt, sodass ich momentan auf dem Boden der Tatsachen festsitze. Nichtsdestotrotz beantworte ich heute eure Fragen dazu, was während dem Flug normalerweise so alles passiert, wovon ihr als Passagiere vielleicht gar nichts mitkriegt – und dazu, wie gefährlich Turbulenzen & Co wirklich sind!

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  • Was macht ihr eigentlich noch so während einem Langstreckenflug außer Essen und Getränke verteilen? 
Als Passagier bekommt man da ja teilweise sehr wenig mit – vor allem schlaf ich einfach immer direkt ein…

Diese Frage verstehe ich absolut, bekomme sie regelmäßig gestellt und finde sie allein dahingehend schon mal einen Fortschritt, als dass sich jemand vorstellen kann, dass wir nach dem Verteilen der Essen und Getränke in der eigenen Sitzreihe nicht für den Rest des Fluges Däumchen drehen oder die Gala lesen… Der klassische Flugverlauf aus unserer Perspektive ist nämlich so: 1:45 vor dem geplanten Abflug treffen wir das erste Mal als Crew aufeinander, lernen uns kennen und legen im Briefing fest, was uns heute besonders wichtig und vielleicht anders als sonst ist. Anschließend bereiten wir den Flieger vor (die Piloten checken die Maschinen und tanken, wir Flugbegleiter checken die Kabine, überprüfen die Notausrüstung und stellen sicher, dass das Reinigungspersonal ordentlich gearbeitet und das Catering alles an Bord gebracht hat, was wir für den Flugverlauf brauchen) und werden meist genau dann fertig, wenn die ersten Gäste vor der Tür stehen. Das Boarding ist ein recht langatmiger Prozess; bis alle ihre Plätze gefunden und ihr Gepäck verstaut haben dauert es meist etwas. Erst wenn alle Türen geschlossen sind und wir sie in die Notfall-Einstellung umgestellt haben dürfen die meisten von uns übrigens ihre Positionen verlassen, um euch zu helfen (und damit meine ich nicht: eure 10 Kilo-Trolleys in die Overhead Bins zu verstauen, für sein Gepäck ist jeder selbst verantwortlich).

Einmal in der Luft beginnen wir direkt nach Signs Off, den Service vorzubereiten. Das ist meist eine Runde an Drinks, dann Essen + Getränk, dann Kaffee und Tee, dann Abräumen. Danach sind meist locker zwei Stunden vergangen, für uns seit Arbeitsbeginn also zwischen vier und fünf Stunden. Wir haben jetzt die Gelegenheit uns kurz hinzusetzen und etwas zu essen – entweder was übrig geblieben ist, oder was wir uns von zu Hause mitgebracht haben. Und dann beginnt die Phase in der wir in den Augen vieler Passagiere gar nichts machen, weil sie uns nur wenig sehen: Die Wache/Pause. In dieser Zeit ist die Hälfte der Crew in der Tat in der Pause (siehe unten), die andere Hälfte hält „Wache“. Und auch wenn ihr uns in dieser Zeit durchaus mal mit einer Zeitschrift dasitzen seht (auf Nachtflügen übrigens in erster Linie um uns wachzuhalten!), sind wir auch hier die meiste Zeit beschäftigt – Getränke verteilen, auf Passagiercalls reagieren, Waschräume und Rauchmelder kontrollieren, das Cockpit mit Kaffee und Essen versorgen, jederzeit auf medizinische Notfälle vorbereitet sein und zwischendurch den nächsten Service vorbereiten. Nach der Hälfte dieser Wache/Pause Zeit wechselt die Belegschaft.

…und zehn Minuten nachdem die „zweite Schicht“ geweckt wurde geht es dann auch direkt weiter: Zähneputzen, Make Up auffrischen, Haare kontrollieren und – zweiter Service! In der Tat mag es Gästen, die in der Zwischenzeit geschlafen haben, so vorkommen als hätten wir jetzt fünf Stunden lang tatenlos herumgesessen. Wer sich aber durchs Flugzeug bewegt oder die Augen offen hält wird merken, dass wir konstant herumwuseln, mit Getränketabletts vorbeikommen oder uns in den Flugzeugküchen mit Gästen unterhalten, Fragen beantworten und kleine Wehwehchen versorgen.

  • Ich fliege auch öfter mal Langstrecken und habe mich gefragt, wo die Crew ihre Pausen verbringen kann, beziehungsweise wie es mit den Schlafplätzen aussieht?

Da hat sich in den letzten Jahren ganz schön was getan! Als ich vor acht Jahren auf dem Airbus A340 mit dem Fliegen anfing gab es einige Flieger, auf denen wir unsere Pausen auf einigen wenigen geblockten Economy-Sitzen verbrachten. Zwar mit Vorhang und ein wenig Privatsphäre, aber an Schlafen war dabei (für mich zumindest) natürlich nicht zu denken.

Seit ein paar Jahren haben wir aber auf jedem Flieger eine sogenanntes „Cabin Crew Rest“, in dem wir auf verhältnismäßig bequemen Liegen ein Nickerchen machen können. Im A380, auf dem ich mittlerweile unterwegs bin, ist das fast schon luxuriös! Das Crew Rest befindet sich meist in einer Art Container im Rumpf des Flugzeuges, der über eine Treppe zu erreichen ist. Und entgegen hartnäckiger Gerüchte hat hier natürlich jeder sein eigenes Bett! 😉

  • Wie gefährlich sind Turbulenzen und Gewitter wirklich? Wie oft hattest du schon mal wirklich unangenehme Flüge?

Kurze und knappe Antwort: Gar nicht gefährlich!

Der einzige Grund, warum auch wir uns manchmal während Turbulenzen hinsetzen müssen ist, dass die Fliehkraft uns und/oder unsere Trolleys bei stärkeren Turbulenzen durch die Kabine wirbeln könnte und wir dabei uns und unsere Gäste verletzen könnten. Ansonsten passiert dabei aber gar nichts: Flugzeuge sind so flexibel gebaut, dass sie diversen Erschütterungen und Windstärken standhalten können. Wenn ihr also das Gefühl habt, dass eine Tragfläche während Turbulenzen wackelt oder sich die Flugzeugwände bewegen, dann ist das ein gutes Zeichen: Das Material tut, was es tun soll. Kein Grund zur Sorge also! Natürlich versuchen unsere Piloten, den Turbulenzen aus dem Weg zu gehen. Durch den Funk erfahren sie zumeist von vorausfliegenden Flugzeugen von Turbulenzen, Gewitter sind häufig schon vorab auf den Wetterkarten zu erkennen. In der Regel wird diesen dann ausgewichen – manchmal macht es aber mehr Sinn, kurz und schmerzlos durch ein Gewitter oder eine unruhige Zone hindurchzufliegen, als sie aufwendig und ineffizient zu umfliegen.

Ich persönlich mag Turbulenzen als Gast sogar, weil sie mich angenehm in den Schlaf wiegen 😉 Dabei muss man natürlich zwischen verschiedenen Stärkegraden der Turbulenzen unterscheiden – was auf viele Gäste schon wie eine schwere Turbulenz wirkt ist für uns nur ein leichtes Wackeln. Von schweren Turbulenzen spricht man erst dann, wenn sich Gegenstände unkontrollierbar durch die Kabine bewegen – das kann allerdings auch völlig unvorhergesehen kommen, daher ist das oberste Gebot als Passagier: Immer anschnallen, nicht nur während Start und Landung! Wer einmal erlebt hat, wie ein Mensch von einer spontanen Turbulenz an die Flugzeugdecke geknallt wurde, wird das sicher beherzigen.

Gewitter sind für ein Flugzeug übrigens kein großes Problem: Selbst ein Blitzeinschlag ist per se nicht wirklich gefährlich, wenn auch sehr eindrucksvoll. Das Flugzeug bildet dabei ähnlich wie ein Auto einen Faraday’schen Käfig und besitzt keine Erdung, die Blitze treten also nicht nur ein- sondern auch wieder aus und werden um das Innere des Flugzeugs herum geleitet. Normalerweise kann man nach einem Blitzschlag außerdem regulär weiterfliegen – trotzdem wird das Flugzeug nach dem Flug natürlich ausgiebig inspiziert.

Ich selbst habe in den acht Jahren Fliegerei zwar schon einige Gewitter und stärkere Wackelpartien miterlebt – richtig starke Turbulenzen, bei denen es ohne rechtzeitige Warnung für alle Beteiligten hätte gefährlich werden können, aber erst zwei oder drei Mal. Daher keine Angst vorm nächsten Flug, die Chancen auf einen sehr unruhigen Flug sind gar nicht so hoch!

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Mehr über mein Leben als Flugbegleiterin könnt ihr hier nachlesen. Ich freue mich immer über eure Fragen zu meinem Job, also gerne her damit!

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