
Eigentlich hatte ich mich auf ein paar ruhige Tage mit Bikini, Buch und Badezusätzen in Ashgabat eingestellt. Ich war 2008 schon mal für ein paar Tage in dieser absurden Stadt in Turkmenistan und nicht unbedingt heiß darauf, das zu wiederholen: Ashgabat gilt als Geisterstadt. Aber dann merkte ich beim Klicken durch meine Fotos von damals (wer sich sowas wie die Ursprünge des Reisebloggens ansehen möchte: Ashgabat 2008), dass ich einiges dort mittlerweile wohl wesentlich spannender finden würde als vor fünf Jahren. Man verändert sich ja schließlich, und Städte tun das auch.
Noch dazu war ich mit einem Haufen unternehmungslustiger Kollegen unterwegs und unterlag spontanem Bewegungsdrang. Und nachdem ich also der Stadt – die jedem in meiner Umgebung erstmal ein „Wie bitte?“ entlockt und auf meiner Rangordnung der surrealsten Orte der Welt nach wie vor einen ziemlich hohen Platz einnimmt – eine zweite Chance gegeben hatte (den Bericht dazu gibt es bald auf uberding), machten wir uns mit unserem Guide Vladimir auf in die Berge außerhalb der Stadt. Wandern. Bei 40 Grad und minimaler Luftfeuchtigkeit.
Zuerst folgten wir dem Lauf eines breiten Canyons. Schatten hier und da, ein bisschen Grün, noch ein paar Bäume. Gemütlich, trotz der Hitze. Doch dann ging es konstant bergauf. Die Landschaft wurde immer karger, der Boden immer staubiger und die Sonne immer gnadenloser. Ich verfluchte mich dafür, meine Läufe in den letzten Wochen vernachlässigt und außerdem die Sportschuhe zu Hause gelassen zu haben – stattdessen war ich jetzt mit dünnen Gummisohlen auf steinigem Geröll unterwegs. Ich verfluchte meinen Enthusiasmus, mit dem ich am frühen Morgen in Vladimirs Van gesprungen war, und ich verfluchte so ungefähr alles und jeden, der mir in den letzten Wochen (Monaten. Jahren.) quer gekommen war.
Ich weiß nicht wie viele Schimpfwörter mir schon lautlos über die Lippen gekommen waren, als ich an diesem Punkt stand. Einen tiefen Schluck Wasser nahm (so wie alle zwei Meter, die trockene Luft machte jeden Schritt zu einer Qual), kurz die Aussicht genoss und weiterlief. Immer. Weiter. Bergauf. Aber wie es meistens so ist wenn man durchhält: Am Ende lohnt es sich.
Nach gefühlt endlosen zwei Stunden standen wir am Rand der Sackgasse eines Canyons, überblickten in alle Himmelsrichtungen die Bergkette und hinunter ins Tal. Wie immer können Bilder nicht einfangen, was das Auge sieht, aber ich glaube ihr könnt es euch vorstellen.
Dieses Grinsen da ist echt. Dieses Strahlen, diese Schweißperlen, dieser Sonnenbrand sind echt. Die Begeisterung dafür, sich zu etwas überwunden zu haben und anschließend tausendfach belohnt zu werden, die ist auch echt. Ablenkung und Action sind die beste Medizin gegen Kummer und Schwermut. Das ist spätestens jetzt bewiesen.
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