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Bungee Jumping in Johannesburg: Soweto von ganz weit oben

Ich bereue nicht viele Sachen in meinem Leben. Diesen einen Kuss nicht geküsst zu haben vielleicht, oder diesen einen Gin Tonic zu viel an einem ganz bestimmten Abend. Nach dem Abi nicht in ein Gap Year gestartet zu sein, das gehört definitiv dazu. Während meine Freunde Südamerika, Australien und Neuseeland unsicher machten, stand ich längst in 25.000 Fuß Höhe und verteilte lächelnd Getränke. Wobei bereuen hier natürlich das falsche Wort ist – mit Anfang 20 hatte ich schon an die 50 Länder dieser Welt besucht, in vielen von ihnen mehr Zeit gehabt als immer wieder vermutet wird, und nein, ich würde niemals tauschen wollen. Aber trotzdem bin ich immer mal wieder neidisch auf ein paar Dinge, die mir damit entgangen sind – und habe irgendwann beschlossen, diese dann eben wann es sich anbietet nachzuholen. Das mit den Bettwanzen habe ich schon im Mai auf Sri Lanka abgehakt, jetzt war eine neue Grenzerfahrung dran: Bungee Jumping!

Lisa Mattis Bungee Jump Soweto

Bungee Jumping in Johannesburg

Ja, könnte man jetzt sagen, ob man zum Bungee Jumping extra nach Südafrika fliegen muss… aber wie ihr euch vorstellen könnt war ich eben sowieso da, und das mit dem Bungee Sprung von den Orlando Towers habe ich mir schon bei meinem letzten Besuch in Soweto vorgenommen. Als ich diesmal vor den Türmen stand war ich mir aber auf einmal nicht mehr so sicher. 110 Meter sind die bunt bemalten Türme hoch, und mein Kopf – nach dem Alkoholkonsum am Abend davor ohnehin nicht hundertprozentig bei der Sache – machte plötzlich wilde Spirenzchen. Dabei bin ich doch sonst nicht gerade ängstlich veranlagt?! Aber die Entscheidung war sowieso gefällt, und so stieg ich gemeinsam mit Freund und Kollege Daniel in den roten Käfig, der an der Seite eines der beiden Türme emporfährt und (über-)mu(e)tige kleine Flugbegleiter oben wieder ausspuckt.

Und da oben sieht es dann noch mal ganz anders aus. Eigentlich entgegen meiner Mentalität äußerte sich die ultimative Nervosität in grenzdebilem Grinsen und erhöhter Kommunikationsbereitschaft, ich bekam ersteres aufgrund der atemberaubenden Aussicht nicht mehr aus dem Gesicht und verdrängte vermutlich komplett, was mir da gerade bevorstand. Fröhlich grinsend plapperte ich also mit dem jungen Herrn, der mir gerade noch mal die Fußfesseln enger schnürte – und stand dann auf einmal am Rand der Plattform, die da so ungefähr in 90 Metern Höhe sanft im Wind schaukelt. Und plötzlich war von dem Grinsen gar nichts mehr zu sehen.

Todesangst? Nicht ganz, da ich ein unverwüstliches Urvertrauen in Menschen habe, die Dinge beruflich tun. Aber doch eine gehörige Portion Respekt. Ganz, ganz kurz war er da, dieser Gedanke: Ich mach das nicht! Dann holte ich einmal tief Luft und sprang. Oder ließ mich wohl eher fallen, denn vermutlich entschied sich mein Unterbewusstsein zwischen den Optionen „Jump or dive“, die mir die vier Männer um mich herum wenige Sekunden vorher genannt hatten, für zweitere; ich erinnere mich nicht daran.

Ich erinnere mich nur an dieses un-glaub-li-che Gefühl das ich hatte, als der Boden erstmal weg war unter meinen Füßen. An dieses unbeschreiblich gute, losgelöste, ohnmächtige Gefühl in der Luft zu hängen, zu fallen, nichts tun zu können als mir die Seele aus dem Leib zu schreien und an nichts zu denken. Nicht darüber nachzugrübeln, ob das Seil hält oder wie ich aussehe bei all diesem Quatsch. Einfach nur fallen. Und am Ende hielt das Seil.

Der Rückstoß war wesentlich weniger schlimm als erwartet, ich dachte immer hier geht ein schlimmer Ruck durch den eigenen Körper. Stattdessen war es eher ein gedämpftes Zucken, und schon ging es wieder rückwärts nach oben, ein paar Mal, runter und wieder hoch, irgendwann wusste ich nicht mehr, ob ich gerade falle oder wieder nach oben federe, und es war mir auch egal. Selten habe ich absolute Machtlosigkeit so sehr genossen wie in diesem Moment.

Wenn es Sachen wie diese sind, die ihr in eurem Gap Year gemacht und die ich verpasst habe, dann ist es wohl genau die richtige Taktik, die jetzt einfach nachzuholen.

Bungee Jump von den Orlando Towers in Soweto

Die Orlando Towers in Soweto sind 110 Meter hoch, die Bungee Plattform hängt 92 Meter über dem Boden. Der Sprung kostet 550 Rand, für weitere 100 Rand kommt ein Fotograf mit nach oben und macht fragwürdige Fotos wie die aus diesem Beitrag von euch. Während dem Sprung sind außerdem drei Fachmänner dabei, die mir ein absolut sicheres Gefühl gegeben haben. Mehr Informationen zum Bungee Springen in Soweto findet ihr hier.

Bungee Jump Orlando Towers


English version:

There are not many things I regret in my life. Not having had this one particular kiss, maybe, or that one Gin&Tonic on a certain night that was one too many. Not taking a gap year after my graduation from high school definitely is one of them: While my friends explored South America, Australia and New Zealand, I stood in a plane 25.000 feet above ground and handed people their drinks. Well, regretting definitely is the wrong word here – I’ve had seen almost 50 countries in my early 20s, spent a lot more time than most people think in a good amount of them and no, I would never want to change a thing. But still, I have moments in which I’m jealous of a few things, a few experiences I haven’t made. I catched up on the bed bugs back in Sri Lanka, but now it was time for another borderline experience: Bungee Jumping!

Lisa Mattis Bungee Jump Soweto

Bungee Jumping in Johannesburg

Yes, you might doubt that you really have to fly to South Africa to go Bungee Jumping… but as you can imagine, I was already there anyways, and since we made a resolution to jump off the Orlando Towers on our last trip to Soweto, it was time to do it. When I stood down at their feet this time, I wasn’t so sure about that anymore. The painted towers are 110 meter high, and my head – already dizzy enough from the loads of good wine that was had the night before – told me no way. But well, the decision was made, and so I went into the red cage taking you up, up to the suspension bridge holding a platform swinging in the wind.

Well, and up there, things are totally different. Against my usual behavior, the ultimate nervousness expressed itself in grinning like a moron and talking like a waterfall, I couldn’t stop smiling and probably pushed the thought of what was about to happen to the back of my brain. I chattered to the young guy tightening my shackles – and all of a sudden, I stood at the edge of that stupid platform and could feel nothing underneath my toes. Nothing. And all at once, there was nothing left of that brought smile.

Fear of death? Not really, since I have an unbreakable trust into professionals. But a big load of respect of they height. For a very, very short moment I thought No way I’m gonna do this! Then I took a deep breath and jumped. Well, it might have been more of a dive, but I let go. Of all doubts, of all reason, of all sanity.

I don’t remember anything but this un-be-liev-able feeling I had when the ground was gone under my feet. The incredibly good, detached, helpless feeling; falling, unable to do anything but screaming my lungs out and thinking of nothing. Not about the flight back tomorrow morning, not about whether the rubber cord would hold me. Not thinking at all. Just falling. And the cord did hold me.

The rebound was not as bad as I had always thought. I was expecting a hard jolt in my body, but instead I only felt a rather soft twitch, and my body went back upwards, a few times down and up again, and at some point I didn’t even know anymore whether I was falling or going back up again, and I didn’t even care. It felt great, whatever it was.

If it’s stuff like this that you guys did during your gap years and that I missed out on, well, it might be the exact right thing to catch up on it now.

Bungee Jump off the Orlando Towers in Soweto

The Orlando Towers in Soweto are 110 meters high, the bungee platform is placed on a suspension bridge about 92 meters above ground. The jump is 550 Rands, a photographer will join you for another 100 Rands to take questionable pictures of you like the ones in this post. Other then him, there will be three men making sure that everything goes as planned. They succeeded to make me feel relatively safe. Find out more about Bungee Jumping in Soweto here.

Bungee Jump Orlando Towers

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