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Bitte nicht ausrasten: Gedanken zu den Gedanken über Streiks in Deutschland

Ich versuche ja eigentlich immer, alles mögliche ganz tolerant und verständnisvoll hinzunehmen. Menschen sind verschieden, und jeder glaubt aus seiner Perspektive das Richtige zu tun und zu denken. Meine Meinung ist natürlich auch absolut angreifbar. Aber manchmal möchte ich doch einfach nur kurz jemandem in den Schoß kotzen.

Wir wollen alle mehr Bürgerbeteiligung, mehr Menschen, die für ihre Rechte ein- und aufstehen, Leute, die weiterkämpfen für das, was die Generation vor uns hart erarbeitet hat. Wir finden Streik gut, weil, das ist ja auch richtig so, dass da mal jemand sagt was er will und den Großen zeigt, dass wir das alles nicht mehr mit uns machen lassen. Jaja, das dürfen eigentlich alle, das ist wichtig und richtig. So lange es nicht unser eigenes Leben betrifft, nicht in unseren fein getakteten Alltag eingreift. Ja, streikt ihr nur, aber nur wenn mein Kind trotzdem in die KiTa kann, wenn meine Bahn trotzdem fährt, wenn ich davon nichts mitkriege außer dem, was in den Medien berichtet wird. Ist ja auch wichtig, dass endlich mal einer auf den Tisch haut! Nur halt bitte nicht auf meinen.

Morgen steht der Streik der Piloten aus der Vereinigung Cockpit an. Ich kann verstehen, dass ein gestrichener Flug für viele Reisende größere Konsequenzen hat als eine nicht erbrachte Dienstleistung vom öffentlichen Dienst. Vielleicht. Manchmal. Ein bisschen. Aber ganz ehrlich: Wir alle können nur da streiken, wo wir arbeiten. Das ist bei den Kollegen aus dem Cockpit nun mal – huch – der Flugeinsatz. Klar fällt es leicht, zu haten, wenn einem grade der Urlaub vermasselt wurde und man von den Medien immer wieder erzählt bekommt dass die Piloten „schon wieder mehr Gehalt“ und „vorzeitig in Rente gehen“ wollen. Aber, Überraschung, so einfach ist es nun mal nicht.

pilot

Überlegt nur einmal kurz, wie schnell man eure Arbeitsbedingungen pauschalisieren könnte – und wie sehr ihr es hassen würdet. Lehrer? Klar, die haben mehr als zwölf Wochen im Jahr komplett frei, und das obwohl sie eh immer nur halbtags arbeiten! Journalisten? Die greifen doch alle nur ihre Pressevorteile ab! Modefotografen? Die sind doch alle nur notgeile Pädophile, die nackte Models anfassen wollen! Die Tarifverträge des fliegenden Personals sind – wie so viele andere Arbeitsverträge auch – vielschichtig und kompliziert. Ich werde hier jetzt nicht anfangen von Schichtzulagen, Faktorierung und Co zu erzählen. Aber seid euch sicher: Kein Pilot dieser Welt denkt sich „Ha, jetzt streik ich mal, damit die Familie Müller nicht in ihren Osterurlaub fliegen kann!“. Und schon gar nicht, weil er sich mal eben spontan überlegt hat doch gerne schon mit 45 in Rente zu wollen.

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