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Auf Art Deco Tour in Miami Beach: Welcome to the playground of architects

Man kann vieles tun in Miami Beach – oder auch möglichst wenig. Eigentlich ist mein Soll hier erfüllt, wenn ich es nach der Ankunft abends nochmal aus dem Hotel und morgens in die Laufschuhe geschafft habe – bei dem kurzen Layover ist es für mich absolut legitim, die restliche Zeit am Strand und im Meer zu verbringen. Über die Salzwasser-Kur habe ich hier ja bereits geschrieben.

Aber: Miami Beach kann noch so viel mehr als exzessives Nachtleben, Shopping auf der Lincoln Road und Beach Bods.

Bekannt ist diese Stadt ja nicht nur für die aufgemotzten Karren auf dem Ocean Drive und Miami Vice, sondern auch und umso mehr für ihre aufstrebende Bedeutung in der Kunstszene. Das Wynwood-Viertel hat sich zu einem echten Hot Spot entwickelt, eine Galerie nach der anderen öffnet hier ihre Türen, Streetart und hochpreisige Werke reichen sich die Hand. Lange schon brannte es mir unter den Nägeln, dort vorbeizuschauen, aber die verhältnismäßig hohe Zika-Verbreitung speziell in dieser Gegend Miamis brachte mich dazu, den Blick doch vor die eigene Haustür zu richten. Und dann fiel mir dieser Artikel ein, den ich schon vor einiger Weile bei National Geographic entdeckt hatte.

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The playground of 1930s architects: Art Deco Tour in Miami Beach

Unzählige Male bin ich schon an diversen Highlights dieser Tour vorbeigelaufen, nahm sie jedes Mal war, aber nie so wie an diesem Tag: Mit der Kamera und einem Ausdruck des Artikels bewaffnet machte ich mich auf den Weg, um entlang Collins Avenue und Ocean Drive so viel Art Deco aufzusaugen wie möglich. Um die 800 historisch bedeutsamen Gebäude soll es hier geben, die zwischen 1923 und 43 gebaut wurden (und natürlich kann sich nur ein Land wie Amerika mit nicht mal hundert Jahre alten Strukturen rühmen, aber das ist vielleicht auch die Ironie des Ganzen). Ich achte auf Pastelltöne und schnittige Bögen, auf Bullaugen-Fenster und von den Kreuzfahrtschiffen inspirierte Brüstungen und Geländer, auf blanken Chrom und glänzende Terrazzo-Böden.

Wie schon beim letzten Mal beginnt der Tag am The Raleigh, meiner Empfehlung fürs Frühstück in South Beach und gleichzeitig dem ältesten Hotel in Miami Beach – und einer echten Art Deco Ikone. Besonders der Pool ist legendär und mindestens eine Stippvisite wert.

The Raleigh Hotel, 1775 Collins Avenue

Weiter geht es vorbei am beeindruckenden Delano (zu seiner Erbauung 1947 das höchste Gebäude in Miami Beach) und dem Sagamore, auf den ersten Blick klein und schnuckelig, von innen aber eine beeindruckende Kunstsammlung moderner Werke!

Ich werfe nur schnell einen Blick hinein – mich zieht es weiter auf einen Iced Coffee ins The National, ein 1940 erbautes Hotel, dessen zweistöckige Lobby kaum verändert ist. Die Möbel sind Nachbauten der originalen Einrichtung aus den Vierzigern und sorgen vor allem in der legendären Bar des Hauses für eine ganz besondere Stimmung; der 62 Meter lange Pool zwischen Hotel und Strand entstammt zwar nicht aus dieser Zeit, gefällt mir aber dennoch wahnsinnig gut und schafft eine schöne Verbindung.

The National Hotel, 1677 Collins Avenue

Statt mich ins kühle Nass zu begeben folge ich der Collins Avenue bis zur 15th Street, biege links ab und finde mich wenig später rechts auf dem Ocean Drive wieder. Immer wieder ein Anblick, der mir ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubert: Gerade in Amerika erlebt man sie immer wieder, diese Momente, in denen man im Fernsehen oder auf der großen Kinoleinwand schon unzählige Male gesehene Orte auf einmal live sieht, und es ist ein schwer zu greifendes Gefühl zwischen Ungläubigkeit, Ernüchterung und Faszination, das mich hier ergreift. Hätte ich nicht noch so viel vor, ich würde mich auf ein spätes Frühstück auf der Terrasse des The Penguin niederlassen, eins der Hotels, die mir bei meinem ersten Besuch hier zuerst ins Auge gestochen sind und dessen Front Porch Café als eins der wenigen Cafés an dieser belebten Straße gelobt wird, in dem sogar noch Locals ein- und ausgehen.

The Penguin Hotel, 1418 Ocean Drive

Keine Pancakes für mich, stattdessen ein paar Häuser weiter der Anblick des Cardozo Hotels, 1939 erbaut und jetzt im Besitz von Gloria und Emilio Estefan. Auf dem selben Block: Das hellgelbe Leslie Hotel mit seinen Art Deco-typischen „Augenbrauen“.

The Cardozo Hotel & The Leslie Hotel, 13th/Ocean Drive

Von nun an geht es Schlag auf Schlag: Das Carlyle Hotel wird übertroffen vom beeindruckenden The Tides Hotel (erbaut 1936 von L. Murray Dixon mit einer wahnsinnig schönen Lobby), dazwischen finden sich zahlreiche Häuser und Hotels in ähnlichem Decor von denen sicher nicht alle eine so lange Geschichte, aber dennoch einen ähnlich beeindruckenden Stil haben.

Und zwischen diesen bunten Fassaden und lauten Menschen finde ich mich irgendwann am 1116 Ocean Drive wieder, vor der Casa Casaurina. Dies ist das Haus auf dessen Treppen 1997 Gianni Versace erschossen wurde, die Bilder gingen um die Welt, das Haus scheint über allem zu stehen und schweigt vor sich hin. Ein Private Members Club ist es jetzt und ich frage mich, wie viel es wohl kostet hinter die verwachsenen und verwunschenen Mauern zu blicken. Und ob es das wert ist, wenn sich das echte Leben doch nur wenige Straßen weiter abspielt.

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Casa Casaurina, 1116 Ocean Drive

An der Pool Bar des riesigen Clevelander Hotels zum Beispiel oder ein paar Blocks weiter im Park Central (das erste Hotel der Art Deco Ära, das nach einigen grauen und langweiligen Jahren in sein altes Ich zurückverwandelt wurde), das Beacon Hotel oder das Colony Hotel.

Oder – und das macht für mich neben der hohen Art Deco-Dichte den Reiz des Ocean Drive aus – direkt im angrenzenden Lummus Park. Der liegt hier, geduldig und grün, zwischen Partymeile Ocean Drive und dem Grund, warum wir doch alle irgendwie hier sind: Dem Meer. Denn nur einige Schritte vom Ocean Drive entfernt beginnt er, der Strand, South Beach, dieser breite Streifen fast weißen Sandes an dem es für jeden das passende Fleckchen gibt. Für mich privat ein paar Kilometer weiter nördlich, wo es ruhiger ist und gelassener. Zum Schauen bin ich hier genau richtig.

Die originale Tour auf Englisch und mit detaillierten Beschreibungen findet ihr hier – ich bin sie umgekehrt gelaufen, habe also quasi an Punkt 13 begonnen und mich bis zur 5th Street runtergearbeitet. Geht genauso gut; ich fand es schön, mich abschließend im Art Deco Welcome Center (10th/Ocean Drive). abzukühlen und noch ein paar wertvolle Informationen über diese Ära zu sammeln.

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