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Wochenendklicks: Empören, Innehalten, Ändern?

Ich könnte diese Kategorie doch tatsächlich jedes einzelne Mal mit den Worten „Wahnsinn, wie die Zeit rennt!“ beginnen lassen. Die letzten Wochenendklicks liegen schon drei Wochen zurück, und Südtirol scheint mir schon Ewigkeiten her zu sein. Es ist einfach schon wieder so viel passiert in den letzten Wochen: Ich war auf der Wilden Möhre in Berlin und aus einem Festivalwochenende wurde spontan ein Kurzurlaub am See mit abendlichen Tanzeinlagen; ich habe meinen ersten Bungee Jump in Johannesburg gemacht und mein Herz schlägt immer noch schneller, wenn ich auch nur daran denke, ich war für uberding bei einem spannenden Workshop in München und habe außerdem wertvolle Zeit in der Heimat verbracht.

Zwischen alldem habe ich auch immer wieder etwas Zeit gefunden zu lesen. Vor allem aber Zeit, mich zu empören. Mir stehen regelmäßig Tränen in den Augen ob so viel Fremdenhass in diesem meinem Heimatland, ich kann einfach nicht verstehen wie ein Land, das Flucht selbst nur zu gut kennt, so unbeteiligt tun kann, wie Menschen so ignorant, so voller Hass und Missgunst sein können. Zum Glück sind nicht alle so und es gibt einige, die aktiv helfen. Und solche die helfen wollen. Wie das geht haben zum Beispiel Lisa auf Edition FMadeleine auf Dariadaria und Sara auf Finding Berlin aufgeschrieben. Natürlich weiß ich aus eigener Erfahrung, dass es manchmal schwer ist scheint. Aus Gewohnheit habe ich letztens zum Beispiel meinen Sack mit Altkleidern mit nach Südafrika genommen, statt ihn zum Heim um die Ecke zu bringen. Aber da heißt es jetzt eben einmal an den eigenen Schultern rütteln. Wir sind nicht ohnmächtig, auch wenn wir uns oft so fühlen.

stop-beirut

Und wenn ihr eure eigene Art zu helfen schon organisiert habt, dann empfehle ich euch jetzt und hier meine Wochenendklicks aus den letzten Tagen und Wochen:

  • Andrea Böhm hat auf ZEIT ONLINE einen treffenden Text über Beirut und den Libanon geschrieben. Nach den aktuellen Protesten vielleicht eine gute Lektüre, um die Geschehnisse in Beirut besser einzuschätzen. Dass ich eine besondere Beziehung zu Beirut habe dürfte mittlerweile klar sein, in meiner ersten Verliebtheit habe ich auch schon mal was über Beirut geschrieben. Bei Frau Böhm geht die Beziehung schon etwas länger und sie kann es sich wohl eher erlauben zu beleuchten, was dieses Land ausmacht und warum diese Stadt so wichtig dafür ist:

Was dieses Land zusammenhält, habe ich auch nach anderthalb Jahren nicht ganz verstanden. Wahrscheinlich die immer noch frische Erinnerung an den Bürgerkrieg. Wahrscheinlich hat derzeit keiner der regionalen Großkampfhähne in Riad und Teheran Interesse an einem Stellvertreterkrieg im Libanon. Es gibt derzeit genügend andere Schlachtfelder. Vielleicht liegt es auch ein bisschen an der Hauptstadt. „Beirut ist die Elizabeth Taylor der Städte. Wahnsinnig, schön, abgetakelt, verfallend, alternd und ständig voller Drama.“

  • Vom Libanon nach Israel, das ist so gar kein leichtes, aber aus aktuellem Anlass trotzdem drin: Vor nicht allzu langer Zeit habe ich Mirna Funk noch einen bösen Instagram-Kommentar hinterlassen, weil ich eine Bildunterschrift unter einem Bild aus ihren ersten Wochen in Tel Aviv arg zynisch fand. Mittlerweile hat sich meine Sicht der Dinge ein bisschen geändert, ich kenne den Zynismus in solchen Situationen nur zu gut und bin jetzt sehr gespannt auf ihren ersten Roman Winternähe. Die Janes haben sie schon mal dazu interviewt, die Mädels von amazed auch, und so viele andere . Und ich lese diesen Auszug und muss schmunzeln, ganz genau über meinen unwissend-verurteilenden Instagram-Kommentar damals:

Jede Person, mit der wir sprechen, ist angefüllt mit eigener Geschichte. Einer Geschichte, zu der wir niemals einen vollständigen Zugang haben werden. Und trotz dieses fehlenden Zugangs muss diese Geschichte, obwohl wir von ihr nicht wissen, immer mitgedacht werden.

  • Vor einer Woche war ich beruflich in München und habe dort endlich Lina wiedergesehen. So eine Powerfrau mit so viel Inhalt hinter der hübschen Fassade. Ihre Kolumnen treffen es immer wieder auf den Punkt – und diese hier über das nicht-wissen-was-man-will-aber-spüren-was-man-vielleicht-braucht grade ganz besonders exakt.
  • Meine liebste Nike-Trainerin Alex Hipwell ist echt ganz schön beeindruckend. Auf Edition F hat sie jetzt von ihrem Weg von der unglücklichen Tänzerin zur erfolgreichen Bodybuildern erzählt – auch wahnsinnig inspirierend, wenn man Muskelberge so wenig schön findet wie ich.
  • Und wer sich schon immer mal gefragt hat, was dieses „Clevershitter“ in meinem Facebook-Namen soll: Lies das. Ich bin bekennender Sprachnazi, und ich finde Rechtschreibung sexy.

So, und damit verabschiede ich mich in ein Wochenende in meiner Rhein-Main-Heimat. Mit einem Tag auf dem Folklore Festival in Wiesbaden und einem Sonntag im Bereitschaftsdienst. Feiern und Fliegen. Mein Leben.

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