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Mehr als Kähne und Gurken: Warum der Spreewald im Winter das perfekte Ziel für einen Kurztrip ist

Pressereise

Das Spreewald-Klischee: Sommer, Sonne, Kanäle, die nur auf den ersten Blick Abkühlung versprechen. Unzählige Touristen, die sich verschwitzt in Kähnen stapeln, durch die vor Hitze stehenden Fließe staken lassen und dabei Gurken und Schmalzbrote essen. Wie quasi alle Klischees: Sicher völlig zutreffend. Und daran ist nichts Verkehrtes. Außer, dass mich genau dieses Klischee lange davon abgehalten hat, in den Spreewald zu fahren. Und das, obwohl ich schon seit Jahren diese undefinierbare Neugierde auf das Spreewirrwarr im Süden Brandenburgs hatte. Ich kann gar nicht genau sagen, woher sie kommt – sicher, meine Großmutter erzählte früher so viel aus dem Spreewald, dass ich als Kind eine Zeit lang dachte, sie sei dort geboren; die Spreewaldkrimis sowie ein paar kitschige Urlaubslektüren trugen sicher ihren Teil dazu bei, aber an sich gibt es als Hessin nicht mehr Gründe für den Spreewald als für die Mecklenburgische Seenplatte oder die Sächsische Schweiz.

Und trotzdem war sie da, diese Lust auf den Spreewald. Genauso wie die belustigten Blicke, wenn ich Freunden davon erzählte, denn allesamt hielten sie den Spreewald für ein überfülltes Rentnerparadies. Und ich verschob den Besuch immer und immer wieder. Bis jetzt die Einladung vom Tourismusverband kam – und zwar für den November. Spreewald im Winter? Ernsthaft? Für mich war das Biosphärenreservat, das aus der natürlichen Flusslaufverzweigung der Spree entstanden ist und um künstliche Kanäle erweitert wurde, bis dahin ein klassisches Sommerziel – klar, wenn so viel Wasser im Spiel ist. Aber die zwei Tage rund um Lübbenau und Burg sollten mich eines Besseren belehren.

Spreewald im Winter: Gar keine schlechte Idee!

Schon unser Start im Hafen von Lübbenau zeigt: So ganz ohne Kahnfahrten & Co geht es natürlich nicht. Und das finde ich auch gut so, schließlich sind genau diese Kahnfahrten das bewährte Herz eines jeden Spreewald-Trips. Und nach ein paar Minuten unter der Wolldecke, mit Glühwein in der einen und Kamera in der anderen Hand merke ich auch, warum: Es ist einfach etwas ganz anderes, einen Ort vom Wasser aus zu entdecken als zu Fuß. Der stilechte Kahnführer versorgt uns abwechselnd mit herrlich flachen Witzen und spannenden Informationen über die Region, wir lassen die Blicke schweifen über putzige Spreewaldhäuschen, beeindruckende Bootgaragen und erfahren ganz nebenbei, dass selbst die Post und die Müllabfuhr hier mit Booten unterwegs sind – klar, denn viele der Häuser sind gar nicht oder nur sehr umständlich zu Fuß oder gar mit dem Auto zu erreichen.

Winterkahnfahrten im Spreewald: Gemütlich und romantisch

Wir stoppen bei einem der vielen Spree-Kiosks und bekommen Schmalzbrote und Quotengurken in die Hand gedrückt, bevor wir durch das Museumsdorf Lehde schippern. Hier wird langsam aber sicher alles für die Spreewaldweihnacht vorbereitet. Stelle ich mir herrlich vor, hier im Dezember nach dem Motto „zwei Märkte, eine Kahnfahrt“ mit dem Kahn vom Lübbenauer Hafen nach Lehde zu staken, dort den historischen Weihnachtsmarkt und ein paar Glühweine zu genießen und sich anschließend der Fackelwanderung zurück nach Lübbenau anzuschließen, wenn es überall auf dem Wasser und in den Bäumen glitzert und die Fenster der gemütlichen Häuser am Fließ warm erleuchtet sind.

Schon dieser erste Programmpunkt hat mich davon überzeugt, dass der Spreewald im Winter seinen ganz eigenen Zauber hat. Wie romantisch und gemütlich muss es erst sein, wenn es geschneit hat, und man sich dann auch noch auf einem der Kähne mit echtem Kamin wiederfindet, die in Burg starten?! Eine Übersicht verschiedener Anbieter habe ich euch ganz unten verlinkt, vor Ort könnt ihr euch aber vor unaufdringlichen Angeboten sicher kaum retten.

Aufwärmen im Schloss Lübbenau, im Spreewald-Museum und mit Schnaps in der Burger Hofbrennerei

Nach der Kahnfahrt sind wir dankbar für einen kurzen, strammen Marsch. Über eine der kleinen Holzbrücken geht es vom Lübbenauer Hafen hinüber zum geschichtsträchtigen Schloss, wo ich das erste Wild des Jahres serviert bekomme – und damit endgültig in der kalten Jahreszeit ankomme. Das Schloss Lübbenau gehörte mehr als 300 Jahre lang der Familie der Grafen zu Lynar, bis diese 1944 von den Nazis enteignet wurde: Wilhelm Graf zu Lynar war an den Vorbereitungen des Putsches gegen Hitler beteiligt gewesen; im Schloss hatte sich die Gruppierung um Claus Schenk Graf von Stauffenberg versammelt. Nach Zwischennutzungen als Behelfkrankenhaus, Kinderheim und Schulungszentrum ging der klassizistische Bau mit seinem Anwesen erst mit der Wiedervereinigung Deutschlands zurück an die Familie Lynar, die das Schloss aufwändig renovierte und zu dem Vier-Sterne-Hotel machte, das es heute ist.

Im Hotelrestaurant kann jeder essen – besonders für den beliebten Sonntagsbraten ist eine Reservierung ratsam! Cool auch: Im Schloss Lübbenau kann man Gans und Ente auch „to go“ bestellen und seine Gäste zu Hause als entspannter Gastgeber damit verwöhnen. Na, bei wem spinnen sich im Kopf auch Gedanken an ein Weihnachtsfest mit Freunden und Familie in einem hübschen Ferienhaus im Spreewald?!

Nach einem kurzen Verdauungsspaziergang landen wir im Spreewald-Museum. Mich reizt besonders die Ausstellung „Akt und Landschaft“ des Aktfotografen Klaus Ender, der sich seit 50 Jahren dem Einfangen der natürlichen Schönheit verschrieben hat – aber auch wer sich ganz klassisch für die Geschichte des Spreewalds interessiert ist hier im Torbogenmuseum richtig aufgehoben. Die berühmt-berüchtigte Spreewaldbahn kann erkundet werden, die Frau des Bürgermeisters führt in einer Erlebnisführung durch das florierende Lübbenau der Jahrhundertwende… super Programmpunkt für verregnete Spreewaldtage, vor allem für Familien!

Noch so ein von innen wärmender Programmpunkt, vor allem für SchnapsfreundInnen wie mich: Unser abendlicher Besuch bei den Sagengeistern in der Burger Hofbrennerei. Hier brennt Arno Ballaschk seit mittlerweile mehr als zehn Jahren Hochprozentige – und seit 2012 auch einen köstlichen Whisky, der kürzlich bei den Germany’s Best Whisky Awards den dritten Platz belegte! Führungen mit Verkostung können immer freitags, im Sommer auch am Wochenende und immer nach Vereinbarung gemacht werden – im Sommer ist auch der Kaffeegarten einen Besuch wert.

Aktiv sein ist das beste Mittel gegen Winterkälte – und im Spreewald besonders schön!

Der Programmpunkt, auf den ich mich vorab aber am meisten freute und der mir gleichzeitig am meisten Respekt einflößte: Das Winterpaddeln! Seit knapp zwei Tagen hatte ich so eine konstante Kälte in meinen Knochen, war froh, doch nochmal den Daunenparka rausgekramt zu haben, von dem ich mich nach dem letzten Winter eigentlich hatte verabschieden wollen – und jetzt stehe ausgerechnet ich da mit kalter Nasenspitze an der Feuerschale des Bootsverleihs in Lübbenau und lasse mich in den oberen Teil des Spritzschutzes und eine Schwimmweste packen, bevor es vorsichtig ins Kanu geht. Was, wenn ich mitten im November ins eiskalte Fließ falle?! Zu Hause hätten mir wohl so einige den Vogel gezeigt, wenn ich von meiner geplanten Winterpaddeltour durch den Spreewald erzählt hätte.

Ich bin zwar wirklich nicht aus Zucker gemacht – ich kann anpacken, bin relativ unerschrocken und wenn es drauf ankommt richtig uneitel. Aber ich bin eine Frostbeule vor dem Herrn. Und deshalb kann ich guten Gewissens alle, aber auch wirklich alle beruhigen, die aus Kältegründen Angst vor so einer Winterpaddeltour haben: Nein, es ist nicht kalt! Der Spritzschutz und die Neoprenpfötchen, die an den Carbonpaddeln befestigt sind, schützen vor Wind und Nässe, die Bewegung tut ihr übriges. Naja, und der Glühwein zwischendurch wahrscheinlich… Höchstens die Füße können nach der ersten Stunde im Wasser so langsam etwas kühl werden; dagegen hilft es, die Schnürsenkel zu lockern und regelmäßig mit den Zehen zu wackeln 😉

Und letzten Endes ist es genau diese Winterpaddeltour, die mich vom Spreewald im Winter als Reiseziel überzeugt. Denn während hier aller Tourismus runterfährt wird es ganz ruhig und leise auf den Fließen und den Wassergrundstücken dazwischen. Und ist es nicht genau das, was wir uns alle wünschen im Urlaub? Ruhe. Stille. Platz für langsame Gedanken im Kopf und ganz viel frische Luft in den Lungen.

Deshalb ist mein Fazit: Ein langes Winterwochenende im Spreewald ist ein absolutes Träumchen, vor allem für die, die eine weniger kurze Anreise als ich aus Hessen haben. Kanu fahren, Glühwein trinken, bei Dauerfrost mit Schlittschuhen über die Fließe schliddern – und anschließend in der Sauna entspannen. Herrlich! Wo letzteres besonders gut geht verrate ich euch übrigens demnächst.

Spreewald im Winter – hier findet ihr alle Kontakte und Informationen zum Nachmachen:


Zu dieser Reise wurde ich vom Tourismusverband Spreewald eingeladen. Kost und Logis wurden vom Tourismusverband übernommen, die Einladung war an keinerlei Bedingungen geknüpft – wie immer könnt ihr davon ausgehen, dass ich euch nichts empfehle, was mir nicht auch wirklich gefallen hat!

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