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It’s Fleet Week: 24 Stunden in New York sind niemals genug

Man kann nie genug Zeit in New York haben. Das ist mir klar. Aber 24 Stunden – 24 Stunden sind mit Abstand zu wenig. Mal ganz abgesehen davon, dass für die Fahrt vom John F. Kennedy-Flughafen bis zu unserem Hotel in Brooklyn Heights und zurück mindestens zwei der vierundzwanzig Stunden drauf gehen, auch so sind meine Layover in New York meist erfüllt von einer gewissen Unzufriedenheit.

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Die beruht darauf, dass ich nie genug Zeit habe all das zu tun, was ich gerne tun würde. Am Spätnachmittag im Hotel angekommen fühle ich mich eigentlich so schlagskaputt, dass ich direkt ins Bett fallen könnte. Am nächsten Tag muss ich spätestens mittags wieder im Hotel sein, um mich für den Rückflug fertig zu machen und zu packen. New York zählt zu den wenigen Destinations wo es stimmt, was immer alle sagen: „Ihr habt doch eh keine Zeit mehr, euch die Städte wirklich anzugucken.“ Was bleibt sind zwei nicht-mal-ganz-halbe zermatschte Tage. Und diese fabelhafte Stadt.

Wachbleiben leicht gemacht: Stroll across Brooklyn Bridge

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Nichts aber würde noch mehr Frust in mir hervorrufen als dem Ruf nach Schlaf nachzugeben und einen kostbaren Nachmittag in New York zu verschlafen. Also ab nach Manhattan! Statt Subway oder uber wählen wir die schönste Variante, von Brooklyn nach Downtown zu kommen, und laufen über die Brooklyn Bridge. Die gilt als eine der ältesten Hängebrücken Amerikas und quert mit einer Gesamtlänge von knapp zwei Kilometern den East River. Eröffnet wurde sie 1883 – und hat sich bis heute zu einem der Wahrzeichen New Yorks entwickelt. Man denke nur an die sagenumwobene Sex and the City-Szene, in der sich Steve und Miranda auf dieser Brücke… ach, ich komme ins Schwafeln.

Es ist Memorial Day und gleichzeitig Fleet Week in New York – und die Stadt damit noch voller als ich es ohnehin schon gewohnt bin. Und da ist es wieder, dieses Kribbeln im Bauch, der anhaltende Empire State of Mind-Ohrwurm, die Gänsehaut und das verknallte Grinsen auf meinen Lippen, sobald ich die Brücke betrete. Ich bin in New York, scheiß egal, wie lang oder kurz es ist!

Ich habe mich dem Anlass entsprechend in Schale geworfen und trage, um mit den Matrosen zu sympathisieren, meine neuen Bootsschuhe von Sperry. Die werden gleichzeitig meinem Hang zum Metallic Look gerecht und sind überraschend bequem, genau richtig also für diesen Stroll after Flight, mit das anstrengendste und doch vernünftigste nach einem langen Flug mit geschundenen High Heels-Füßen. Dazu halte ich es einfach: Eine sommerliche Bluse von Mango und die schwarze Skinny, die mich momentan überall hin begleitet, und I am ready for Fleet Week!

In Manhattan angekommen wird es Zeit für einen Kaffee und ein paar Minuten im Park der City Hall. Ein bisschen mit Grauhörnchen statt Matrosen flirten, ein bisschen Fuße schonen und nach all den Aahs und Oohs auf einen der stillsten Orte dieser Stadt vorbereiten. Ich war noch nie da und finde, es ist endlich mal an der Zeit.

Gänsehaut am Ground Zero: Und plötzlich wird alles ganz still

Es stimmt tatsächlich: Jeder, aber auch jeder einzelne von uns erinnert sich noch ganz genau an den Tag, die Minute in der ihn die Neuigkeiten über die Flugzeuge, die ins World Trade Center geflogen waren, erreichte. Ich weiß noch wie meine Mutter, das Gegenteil einer effekthaschenden Drama-Queen, von einem dritten Weltkrieg sprach, damals im Erdgeschoss des Darmstädter H&M. Ich weiß noch, wie wochenlang alles voll war von diesen Bildern von diesen nun nicht mehr vorhandenen Gebäuden, von deren Existenz ich – damals Teenager – vorher keinen blassen Schimmer gehabt hatte. Es stimmt auch: An die Minute in der ich von den Explosionen in Paris gehört habe erinnere ich mich nicht mehr. Haben wir uns schon so sehr an den Terror gewöhnt? Oder ist es nur – verzeiht mir den Sarkasmus – das Marketing-Genie der USA, das hier eingesetzt hat?

So oder so muss ich zugeben, dass das Ground Zero für mich eines der gelungensten Denkmäler ist die ich bisher besuchen durfte. Gänsehaut, Schweigen, ein stummer Blick in die nicht enden wollende Tiefe; was furchtbar pathetisch klingt ist hier Fakt.

Nur ein paar Meter weiter geht der Trubel von New York weiter. Unten am Pier strömen die Matrosen zu ihren Fleet Week Abenteuern oder zurück an Bord ihres Schiffes. Ein paar Meter weiter posieren am Broadway Touristengruppen vor den riesigen Reklametafeln. Drüben in Brooklyn und Williamsburg eröffnet ein Vegan Burgerladen nach dem anderen. Die Welt dreht sich weiter. New York ist es egal, ob ich nur 24 Stunden hier bin oder 2 Wochen. Mir aber nicht. Und deshalb werde ich möglichst bald wiederkommen, mit mehr Zeit im Gepäck.

Alle Fotos der Matrosen sind Eigentum des U.S. Department of Defense.

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